ÜBER-sicht in Berlin

Dez. 5, 2025

Berlin – Kurzbesuch per halb kaputtem Leihrad. Vom Hauptbahnhof aus geht´s los über Brücken, Kopfsteinpflaster, Kreuzungen, beäugt von streng dreinblickenden Polizisten. Vorbei am Bode-Museum. Zwei große Ausstellungs-Banner an der Außenwand: Pazzi-Verschwörung und Mantegna, Maria mit dem schlafenden Kind. Ich bremse abrupt und gehe spontan hinein.

I Medici – ein echter Krimi

Die Pazzi-Verschwörung – eine kleine Ausstellung im Münzkabinett. Ja, auch Münzen erzählen Geschichten, sind echte Quellen und große Schätze. Hier die beiden Münzen von Giuliano und Lorenzo de´Medici, erstellt nach der Pazzi-Verschwörung und Giulianos tragischem Tod durch Mord im Dom – ein Skandal! Und darin verwickelt war nicht nur die in Florenz mit den Medici konkurrierende Familie Pazzi, sondern das halbe Who-is-who der damaligen politischen Elite Italiens. Dramatischer Krimi aus dem real life von Zeitzeugen bewegend erzählt.

Andrea Mantegna, Madonna

Dann Rumstreifen durch die Gänge – Spanien, Nürnberg und Augsburg, deutsche Malerei etc. – schon fast aufgegeben – und endlich: das James-Simon-Kabinett – die Rekonstruktion eines Raumes im Bode-Museum, der mit Schenkungen des jüdischen Unternehmers und Sammlers James Simon ab 1904 und dann wieder ab 2019 eingerichtet wurde! Und darin die Mantegna-Madonna! Was für ein Bild! Schlicht, farbig noch zurückhaltender als gedacht, mit Leimfarbe gemalt. Innig, reduziert, Maria als Mädchen von nebenan, als junge Frau aus unserem unmittelbaren Alltag, die ihr Kind schützen möchte, die sich Sorgen macht um die Zukunft dieses kleinen Menschen. Das Baby eng eingewickelt in Tücher, beide umhüllt von einem festen Tuch mit Granatapfelmuster – leichte Andeutungen der besonderen Persönlichkeit dieser Personen. Ein bis heute stark anrührendes Andachtsbild und sehr schwer, sich von dem Anblick wieder zu trennen.